Abstract - Demokratisch und digital. Sozialethische Fragestellungen zu den Folgen der Digitalisierung für die Demokratie (Arbeitstitel)

Die „digitale Transformation“ wird häufig als ein alle Gesellschaftsbereiche verändernder Umbruchprozess gedeutet und führt als solcher weltweit zu einem Wandel sehr vieler Aspekte menschlichen Zusammenlebens. Auch die Demokratie bleibt davon nicht unberührt. Im Gegenteil: Die politischen Abläufe demokratischer Gesellschaften verändern sich durch sich stets weiterentwickelnde digitale Möglichkeiten. Die zahlreichen Beispiele von durch die digitale Transformation hervorgerufenen Veränderungen der Demokratie reichen u. a. von den Chancen durch neue Möglichkeiten der Mitbestimmung  über die immensen Umgestaltungen im Bereich der Informationsbeschaffung und Meinungsbildung, die große Bedeutung von Daten bis zur damit verbundenen Macht bestimmter internationaler Konzerne. Wie diese Auswirkungen zu beurteilen sind, wird unterschiedlich eingeschätzt. Die im Diskurs vertretenen Positionen verorten sich an verschiedenen Stellen des breiten Spektrums zwischen euphorischer Zukunftshoffnung auf der einen und Abgesängen auf die Demokratie auf der anderen Seite.

Vom klaren Bekenntnis christlicher Sozialethik zur Demokratie ausgehend, ist es das Anliegen des geplanten Dissertationsprojektes, Orientierung zu bieten und zu erläutern, welche ethisch relevanten Chancen und Risiken durch die wachsende Ausbreitung und stete Weiterentwicklung digitaler Technologien für die demokratische Gestaltung der Gesellschaft vorliegen und wie ein verantworteter Umgang mit ihnen möglich sein kann.

Als demokratietheoretische Grundlage soll dafür auf das Konzept der embedded democracy von Wolfgang Merkel u. a. zurückgegriffen werden. In einer innovativen Erweiterung soll es dieses gestatten, eine systematische Untersuchung der entstandenen Veränderungen der Demokratie vorzunehmen und die Effekte der Digitalisierung auf ihre Demokratieförderlichkeit hin zu überprüfen. Außerdem soll diese Demokratietheorie auf ihre menschenrechtlich-ethische Ausrichtung hin befragt und Auswirkungen auf für die Demokratie wesentliche Menschenrechte berücksichtigt werden. Auf Basis dieser Untersuchungen soll dann thematisiert werden, mit welchem Umgang ein Beitrag zu einer gerechten Gestaltung der Demokratie im digitalen Zeitalter geleistet werden könnte.

(Stand - November 2020)