Podiumsdiskussion zur Neuerscheinung:

Eine Wirtschaft, die Leben fördert

am 14.12.2017

von 18:30 - 19:30 Uhr am Oskar-Morgenerstn-Platz
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Prof. Jean-Robert Tyran (Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät)

Am Donnerstag, den 14.12.2017 fand an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät eine Podiumsdiskussion zu den Thesen des neu erschienen Buches: Eine Wirtschaft, die Leben fördert, statt. Einleitend skizzierte der Dekan der Fakultät, Prof. Jean-Robert Tyran, das Verhältnis von Wirtschaft und Ethik. Der Band biete in diesem Spannungsfeld einen Brückenschlag an, der von der Mainstream-wirtschaftstheorie vernachlässigt werde, dass nämlich eine Konzentration auf die Konstruktion "kluger" institutioneller Voraussetzung für wirtschaftliches Handeln nicht ausreiche, um eine Wirtschaft zu ermöglichen, die Leben fördert. Dabei werde oft vergessen, so Prof. Tyran, wie widersprüchlich ihre anthropologischen Voraussetzungen sind sowie die Tatsache, dass Sphären staatlicher Institutionen (z.B. dem Recht) nicht alle relevanten Handlungsebenen erfassen können.

Podium: Prof. Ingeborg Gabriel, Prof. Michaela Schaffhauser-Linzatti, Prof. Richard Sturn und Prof. Peter G. Kirchschläger (v.l.n.r.)

In der Debatte am Podium, das sich aus den Herausgebern (Ingeborg Gabriel, Richard Sturn und Peter G. Kirchschläger, siehe Bild) des Bandes zusammensetzte und von Frau Prof. Schaffhauser-Linzatti moderiert wurde, wurde diese Fragestellung neben anderen diskutiert. Warum eine Trennung von Ethik und Wirtschaft keinen guten Sinn mache, das hob Prof. Gabriel in ihrem Statement hervor. Sie pointierte ihre Punkt mir einer Referenz auf Papst Franziskus, der ein Skandalon der gegenwärtigen Gesellschaft darin sieht, dass ein erfrierender Bettler keine Schlagzeilen mache, während schwankende Börsenkurse eine unverhältnismäßig hohe Aufmerksamkeit erhalten. In diesem Zusammenhang plädierte Prof. Gabriel für eine neue Debatte über die Ziele des Wirtschaftens. Mit Blick auf die verschiedenen Ebenen, Metaebene des Staates und Mesoebene der Zivilgesellschaft, stellte sie Definitionen für geteilte Verantwortungsbereiche vor.

Prof. Sturn hob die Bedeutung der katholischen Soziallehre für die gegenwärtige Wirtschaftsethik und v.a. für den Liberalismus hervor. Einerseits verwies er damit auf einen Punkt, den Dekan Tyran bereits anklingen ließ, dass die Eigenläufigkeit entgrenzter Märkte eine Gefahr mit sich bringe, da sie Entwurzlungen auf verschiedenen Ebenen zur Folge haben könne. Andererseits werde in der katholischen Soziallehre stets die Bedeutung der lebensweltlichen Konsequenzen wirtschaftlichen Handelns in der Welt, die wir als Lebensraum teilen, betont. Dieser Zusammenhang werde sowohl von der philosophischen Ethik als auch von der Wirtschaftstheorie nicht adäquat berücksichtigt.

Prof. Kirchschläger legte den Hauptakzent seines Statements auf die Menschenwürde und die inklusive wie normative Kraft, die dieses Konzept für die Wirtschaftsethik anzubieten habe. Unter Bezugnahme auf Papst Franziskus betonte er die Probleme einer Wirtschaft, die auf Exklusion gründe. Zwar sei zu unterscheiden, ob es sich um ethisch relevante (Zugang zu Nahrung) oder ethisch irrelevante Exklusion (Zugang zu Luxusgütern) handle. Als normatives Kriterium der Unterscheidung in dieser Frage sei Kirchschläger zufolge die Menschenwürde heranzuziehen und künftig auch auf Wirtschaftsunternehmen anzuwenden. Damit werde gefordert, dass Unternehmen, die ihre Waren in Kooperation mit anderen Firmen herstellen, auch dort die Einhaltung der Menschenrechte und die Wahrung der Menschenwürde sicherzustellen hätten, wo sie selbst es qua politischer Verantwortung nicht sind. Beispiele wie das der Schweizer Konzernverantwortungsinitiative machten dieses Anliegen ein Stück weit konkret.

Die klugen, mitunter detaillierten Fragen von Frau Prof. Schaffhauser-Linzatti versuchten an manchen Stellen auch über den Band hinausgehend Themen und Zusammenhänge im Spannungsfeld von Wirtschaft und Ethik zu benennen (Stichwort: Robotik). Nach einer kurzen Runde mit Fragen aus dem Plenum wurde das Podium abgeschlossen und klang bei einem kleinen Empfang mit Brot und Wein aus.

Fotos von der Veranstaltung